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Neubrandenburg (Stadt)
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Hier geht’s um die Opfer, die oft vergessen werden

WEISSER RING

Gute Aussichten: In der 7. Etage des HKB-Turms können Außenstellenleiterin Anne Katrin Blank (rechts) und ihre Mitstreiter
wie Iris Röhner jetzt regelmäßig Sprechstunden des WEISSEN RINGS anbieten. Foto: Susanne Schulz

 

Von Susanne Schulz

Ein eigenes Büro erleichtert es dem WEISSEN RING, sich um Opfer von Straftaten zu kümmern. Gebraucht werden indessen noch mehr Mitstreiter.

NEUBRANDENBURG. Alles ging furchtbar schnell, als der Mopedfahrer auf die junge Frau zuraste, ihr die Tasche entriss und davonbrauste, ohne einen Blick dafür, wie sie stürzte und sich üble Verletzungen zuzog. Dieser Raub, der ihrer Tochter einst widerfuhr, erschüttert Iris Röhner noch heute. Zugleich bescherte ihr der Vorfall eine Erfahrung, die in ihrem Leben einiges veränderte. 

Noch am Abend der Tat wandte sie sich an den WEISSEN RING, für den damals immer in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ geworben wurde: eine Organisation, die bundesweit Opfer von Straftaten unterstützt. Schnelle Beratung und unbürokratische Unterstützung beeindruckten Iris Röhner und animierten sie umgehend selbst, dem WEISSEN RING ihre Mitwirkung anzubieten. Mehr als zehn Jahre gehört sie nun schon zu den – derzeit zehn – ehrenamtlichen Mitarbeitern in Neubrandenburg, wo es eine von landesweit 17 und bundesweit 400 Außenstellen der Organisation gibt.

„Oft unterstützen uns Menschen, weil ihnen selbst geholfen wurde“, weiß Anne-Katrin Blank, Leiterin des Neubrandenburger Teams. Gerade hat sie ein wichtiges Ziel verwirklichen können: Dank der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft Neuwoges können die Berater jetzt feste Sprechzeiten anbieten; immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr steht ihnen ein Büro in der 7. Etage des HKB-Turms zur Verfügung.
Denn ein neutraler Raum ist wichtig für die Gespräche mit Menschen, die eine Straftat erlitten haben, oder deren Angehörigen.

Häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Diebstähle, Enkeltricks stehen ganz oben auf der Liste der Delikte, deretwegen Menschen über Ermittlungen und Strafverfolgung hinaus Unterstützung brauchen. Auf den WEISSEN RING aufmerksam werden sie unter anderem durch die Polizei, durch das Frauenschutzhaus, durch Familienhelfer von Awo und Caritas; vor allem natürlich durch Mundpropaganda. Hier werden ihnen Beratung und hilfreiche Kontakte geboten; als einzige Hilfsorganisation kann der WEISSE RING überdies sogar finanzielle Soforthilfen gewähren. Denn Spenden gehen „eins zu eins an die Betroffenen“, betont Anne-Katrin Blank.

Bei vielen Gelegenheiten zeigen die Ehrenamtler Präsenz, um ihre Arbeit vorzustellen und um Unterstützung zu werben – so etwa beim Tag des Kriminalitätsopfers, beim Demokratiefest oder der 24-Stunden-Friedenslesung in Neubrandenburg; demnächst auch bei Aktionstagen am 3. November im Bethanien-Center und am 16. November im Marktplatz-Center.

Wichtig wären nämlich noch weitere aktive Mitstreiter. Menschen wie Wolfgang Kandler, der seit gut zwei Jahren dazu – getrieben vom Ärger, dass meist so viel Aufmerksamkeit den Tätern und so wenig den Opfern gilt: „Wir kümmern uns um sie!“ Was sie dabei erleben, lässt die Ehrenamtler natürlich nicht kalt. Um die nötige Distanz zu wahren und sich selbst emotional zu schützen, hilft der regelmäßige Austausch in der Gruppe.

Ein offener Wunsch ist, für Weiterbildungen den allen Arbeitnehmern zustehenden Bildungsurlaub nutzen zu können. Das ist in Mecklenburg- Vorpommern im Unterschied zu anderen Bundesländern nicht gesetzlich geregelt – da ist die Politik gefordert.

Das Servicetelefon des WEISSEN RINGS ist zu erreichen unter 116 006. Sprechstunden im HKB-Turm gibt es mittwochs (außer am 16. Oktober) von 17 bis 19 Uhr; Terminvereinbarung unter Telefon 0151 55164682.

Kontakt zum Autor
s.schulz@nordkurier.de

 

 

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